Für den Film „Luftschlacht um England“ ist diese spanische Nachkriegsmaschine mit der Werknummer B.2-L-117 im Jahr 1968 wie eine He 111 von 1940 hergerichtet worden. Auch wenn die großen Kühler der in den spanischen Maschinen verbauten Rolls-Royce Merlin Motoren die Identität der Nachkriegsmaschine nicht verschleiern können, wurde sie mit deutschen Bordwaffenattrappen und Höhenleitwerksverstrebungen der He 111 nachgerüstet. Die fiktive Kennung G1+AD und das Wappen sowie die Lackierung des Kampfgeschwaders 55 vermitteln den Eindruck, dass es sich um ein Flugzeug des Zweiten Weltkriegs handelt.
Die Heinkel 111 und die Casa C-2.111 waren zweimotorige, freitragende Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit Einziehfahrwerk. Als Weiterentwicklung und Vergrößerung der He 70 wurde sie zunächst als schnelles Verkehrsflugzeug entworfen, auch wenn sie insgeheim von vornherein als Bomber konzipiert war. Es verfügte über drei Maschinengewehre und konnte 1000 kg Bomben mit sich führen.
Der erste Einsatz einer He 111 B-1 erfolgte im spanischen Bürgerkrieg im Jahr 1937 mit der Bombereinheit K/88 der Legion Condor. Vor allem in den ersten Jahren des Zweiten Weltkriegs dienten He 111 als Standardbomber der deutschen Luftwaffe.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs produzierte der spanische Luftfahrzeughersteller Casa in Lizenz die He 111. Bis 1956 wurden rund 250 Flugzeuge dieses Typs, darunter die hier ausgestellte Maschine mit der Werknummer B.2-L-117 fertiggestellt. Sie wurden von der spanischen Luftwaffe bis in die 1970er Jahre als Bombenflugzeug genutzt.
Am 9. April 2014 wurde die CASA C-2.11, (Nachbau der He 111 H16 – G1+AD), vom Depothangar 8 zum Restaurierungshangar 1 geschleppt. Dort wurde sie im Laufe der kommenden Monate restauriert und für den Transport zu einer Sonderausstellung in Rotterdam vorbereitet. Die Ausstellung „Der Angriff. Rotterdam unter Feuer 10.-14. Mai 1940″ war ab Frühjahr 2015 im Museum Rotterdam zu sehen, bevor der Bomber wieder im Luftwaffenmuseum ausgestellt wurde.
allgemeine Beschreibung:
Der Entwurf der He 111 geht auf das Jahr 1934 zurück. Die Maschine ist ein 2-motoriges Flugzeug, das zunächst als Verkehrsflugzeug für die Deutsche Lufthansa konzipiert war, jedoch als Bomber projektiert wurde. Nach den Erfahrungen mit der He 70 forderte die Lufthansa ein größeres Verkehrflugzeug mit zwei Motoren, das für zwei Mann Besatzung und zehn Passagiere ausgelegt sein sollte. 12 Maschinen davon wurden gebaut und 1936 bei der Lufthansa in Dienst gestellt.
Größere Bedeutung erlangte die He 111 dann als Bomber, mit erstaunlich wenig Änderungen der Grundausführung, weil die He 111 von Anfang an so konstruiert war, dass sie militärisch genutzt werden konnte. Nachgerüstet mit einem verglasten Rumpfbug, einem Bombenschacht und leichten Abwehrwaffen wurde die Heinkel He 111 zum Horizontalbomber. Es handelte sich dabei um eine 2-motorige, vergrößerte Version der He 70 mit tropfenförmigem Rumpf als freitragender Tiefdecker, elliptischen Flügel- und Leitwerksumrissen, einziehbarem Fahrwerk und glatter Oberfläche in Ganzmetall,- so, wie sie auch 1934 bei der Lufthansa in Dienst gestellt worden war.
Im Herbst 1944 wurde der Serienbau eingestellt. Von 1936 an bis Ende des 2. Weltkriegs wurden knapp 8.000 Exemplare gebaut. 30 He 111 F-1 und 5 He 111 G-5 wurden an die Türkei und mehrere He 111 B und He 111 E an Franco in Spanien geliefert.
Nach dem 2. Weltkrieg produzierte Spanien, das unter dem Franco-Regime international isoliert war, den mittlerweile veralteten Bomber bis 1956 bei der Firma CASA in Lizenz.
Geschichte der Heinkel He 111:
Der von ca. 600 Ps “BMW VI6” Motoren angetriebene erste Prototyp wurde 1935 geflogen. Nach weniger als drei Wochen folgte schon der zweite. Der dritte Prototyp, ein Vorläufer der Bomberversion der Serie He 111A, war in seiner Leistung sogar vielen der damaligen Jagdflugzeuge überlegen.
Insgesamt wurden 23 Vorserienversionen unter den Bezeichnungen “He 111 V-1” bis “He 111 V-23” gefertigtAus den genannten V-Mustern wurden bis Kriegsbeginn (und teilweise auch während der Kampfhandlungen) folgende Serientypen entwickelt und gebaut:
Die ersten von insgesamt 10 “He 111 A-0” Militärmaschinen wurden zwar erprobt aber vorerst abgelehnt, weil sich ihre Motoren bei Mitführung von Waffen als zu schwach erwiesen. Sie wurden nach China verkauft.
Um dem Problem zu schwacher Motoren zu begegnen, baute Heinkel die “He 111 B”. Die Maschinen der Vorproduktionsserie “He 111 B-0” wurden von “Daimler-Benz DB 600” Motoren mit je 1.000 Ps angetrieben und gingen sofort in die Serienproduktion über. Trotz erheblicher Gewichtserhöhung brachte es diese Version auf eine Höchstgeschwingkeit von ca. 420 km/h.
Ende 1936 kam die ersten “He 111 B-1” Bomberserie mit 2 Daimler-Benz DB 600A heraus, von denen 300 Stück ab Januar 1937 gebaut wurden. 30 Maschinen wurden auch nach Spanien gesandt. Der erste Kampfeinsatz des Musters erfolgte ab März 1937, als im Rahmen der “Legion Condor” 30 “He 111 B-1” gegen die spanische Republik eingesetzt wurden.
Die kampfwertgesteigerte “He 111 B-2” schließlich wurden 1937 mit 950 PS DB-Motoren ausgerüstet.
Die Erfahrungen aus den Typen Heinkel He 111 B, C und G führten zum Typ Heinkel He 111 D-0 mit dem Daimler-Benz DB 600G. Es wurden nur wenige He 111 D-0 und D-1 mit 950 Ps Motoren gebaut, weil es diese Motoren nur in geringer Stückzahl gab.
1938 wurde die Produktion auf die “He 111 E” mit 1.000 Ps Junkers Jumo 211A-1 Motoren umgestellt. Von diesen Flugzeugen wurden ca. 200 Stück gebaut, die eine Bombenlast von 2.000 kg aufnehmen konnten, was ungefähr der Last eines wesentlich langsameren und schweren englischen Bombers entsprach.
Inzwischen bemühte man sich, die Flügelstruktur der He 111 zu vereinfachen, um die Produktion zu erleichtern. Die Tragflächen des siebten Prototyps hatten gerade Vorder- und Hinterkanten und wurden ab der “He 111F”, die 1938 aus den Werkstätten in Oranienburg kam, serienmäßig gebaut.
Etwa 24 mit 1.100 Ps Jumo 211A-3 Motoren ausgerüstete “He 111F-1” wurden an die Türkei verkauft, während die F-4 die Version der Luftwaffe war. Die Serie “He 111G” umfaßte 9 Maschinen, wovon 5 an die Lufthansa geliefert wurden. Der Rest ging unter der Bezeichnung “He 111G-5” erneut an die Türkei.Von der Serie “He 111J”, von der etwa 90 Maschinen als torpedotragende Version entwickelt wurden, dienten diese Flugzeuge der Kriegsmarine im Jahre 1939, – jedoch nur als normale Bomber.
Bisher hatten alle He 111 ein konventionelles abgestuftes Fensterprofil, aber nach dem achten Prototyp im Januar 1938 erhielt die “He 111P” den markanten runden Bug, der fast vollig verglast war. Diese Konstruktion zeichnete sich durch ein backbord im Bug montiertes Maschinengewehr (s.o.) und ein kleines Klappfenster aus, das dem Piloten bei der Landung bessere Sicht geben sollte. Mit der serienrnäßigen Produktion der “He111P” wurde schon vor Ende 1938 begonnen, und im folgenden April wurde dieser Typ den Verbänden zugeteilt. Ab 1941 erhielt die Luftwaffe die Schulversion “He 111 P-3” mit Doppelsteuerung.
Die “He 111H” war baugleich mit der P-Serie, außer bei den Motoren. Es zeigte sich, dass die Maschinen für die Jäger der RAF zu langsam und zu schwach bewaffnet waren. Die Einsätze wurden daher in die Nacht verlegt und die Defensivbewaffnung verstärkt. Auch die Motoren wurden immer wieder verstärkt (H-2, H-3, H-4, H-5). Die H-6 hatte keine innen getragenen Bombenlasten. Sie konnte an den vorgesehenen Vorrichtungen unter dem Rumpf Bomben oder Torpedos tragen. Maschinen der Typen H-8 bis H-23 wurden mangels besserer Flugzeugtypen bis 1944 gebaut.
Im Verlaufe des Krieges wurden die He 111 neben ihrer eigentlichen Aufgabe auch als Transporter, Torpedobomber und Schleppflugzeug eingesetzt. Eine besondere Version war die “He 111Z”, eine durch ein Tragflächenmittelstück verbundene Doppelrumpfausführung von 2 Flugzeugen mit 5 Motoren. Sie ging nie in Serie.
Obgleich diese Serie bis zur Fertigstellung der “He 111H” nur als Zwischenversion dienen sollte, befand sie sich noch lange nach Kriegsausbruch bei der Luftwaffe im Einsatz. Von 1937 an bis Ende des 2. Weltkriegs wurden knapp 8.000 Exemplare gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg produzierte Spanien, das unter dem Franco-Regime international isoliert war, den mittlerweile veralteten Bomber bei der Firma CASA in Lizenz bis 1956.
5. Flugwerk
a. Rumpfwerk
Der Rumpf ist inSchalenbauweise aus Duralglattblechhergestellt und hat ovalen Querschnitt. Er besteht aus 4 Längsholmen, 27 dazu senkrecht stehenden Spanten, parallel zu den Holmen liegenden Längsprofilen und einer versenkt aufgenieteten Glattblechbeplankung.
Der Rumpf ist zweiteilig und setzt sich aus der Kanzel und dem eigentlichen Rumpfteil zusammen. Die Kanzel bietet durchweitgehende Verglasungeine volle Aussicht nach jeder Richtung. Der anschließende Rumpfteil ist in Lastenraum, Funkerschützenraum, Rumpfhinterteil und Rumpfende mit abnehmbarer Endkappe aufgeteilt.
Sämtliche Räume sind einschließlich Kanzel durchgehend untereinander verbunden. Lastenraum und Funkerschützenraum sind durch mehrere Fenster erhellt. In der Kanzel ist je ein Sitz für Flugzeugführer und Beobachter (Bombenschützen) vorhanden. Im Durchgang von der Kanzel zum Lastenraum ist ein Notsitz für den Staffelführer vorgesehen. Im Funkerschützenraum ist der B-Stand-, der C-Stand- und der Seiten-MG-Stand-Schütze (nur bei einer Anzahl der Bauart H-11 sowie bei der H-16) untergebracht.
Der Einstieg der Besatzung erfolgt durch die einwärtsklappbare Einstiegklappe, welche in der Bodenwanne an der Rumpfunterseite im Bereiche des Funkerschützenraumes angeordnet ist.
Als Ausstieg bei Gefahr sind für den Flugzeugführer und den Beobachter an der Kanzeloberseite ein Klappfenster und ein Schiebefenster angeordnet. Für die übrigen drei Besatzungsmitglieder dient die Einstiegklappe auch als Notausstieg.
Zum Schutze der Besatzung sowie für das Rettungsschlauchboot sind Panzerungen vorhanden, die zum Teil für den Einmotorenflug abwerfbar sind. Das Rumpfende ist mit einerSchleppkupplungversehen.
b. Fahrwerk
Das Fahrwerk besteht aus dem linken und rechten Doppelbeinfahrgestell und dem Kadsporn. Die Fahrgestelle sinddurch Drucköl ein- und ausfahrbar. Das Einfahren des Radspornes erfolgt durch Drucköl, das Ausfahren mechanisch durch Federkraft. Die Fahrgestelle fahren nach hinten in die Fahrwerkräume ein. Nach dem Einfahren werden die Fahrwerkräume mechanisch durch Klappen geschlossen. Die Endstellungen des Fahrwerkes im ein- und ausgefahrenen Zustand werden durch ein Überwachungsgerät (Vierlampengerät) in der Kanzel angezeigt.
Wenn der Flugzeugführer mit eingefahrenem.Fahrwerk zur Landung ansetzt, ertönt bei der Anstellung der Landeklappen einBoschhorn als Warnsignal. Bei Ausfall der Druckölpumpe kann das Fahrwerk mittels Handpumpe ausgefahren werden. Versagt auch diese Einrichtung, so können die Fahrgestelle mechanisch durch eine Handkurbel herausgebracht werden.
Zur Abfederung der Fahrgestelle dienenFaudi-Luftfederbeine, beim Sporn ist eine Federstrebe mit Ölspiralfederung vorhanden. Die Laufräder sind mitHochdruckbereifungversehen und sind einzeln durch die Seitensteuerpedalemittels Drucköl abbremsbar.
c. Leitwerk
Höhen- und Seitenleitwerk sindfreitragend am Rumpfende befestigtund haben symmetrisches Profil.
Die Höhenflosse ist am Boden verstellbar. Sie hat bei normaler Stellung eine negative Anstellung von 1,50 und läßt sich weiter auf -3° und -4,5° anstellen.
Die Höhenruder sind mit Innenausgleich versehen und 20 %ig massenausgeglichen. Die Hilfsruder arbeiten als Trimmruder, die vom Führerraum aus einstellbar sind.
Bei dem zentral angeordneten Seitenleitwerk ist das Seitenruder durch einen Massenausgleichsbügel 100 %ig massenausgeglichen. Das Hilfsruder ist zugleich Trimmruder und ebenfalls vom Führerraum aus einstellbar. Querruder und Landeklappen sind an der Hinterkante der Tragfläche gelagert.
Die Querruder werden bei Anstellung der Landeklappen mitangestellt. Die Landeklappen werden durch Drucköl angestellt und durch Federkraft wieder in ihre Ruhestellung gebracht. Das linke Querruderhilfsruder ist zwecks Trimmung ebenfalls vom Führersitz aus einstellbar. Die Querruder besitzen außer dem normalen noch ein rostengesteuertes Hilfsruder, das nur in bestimmten Fällen entlastend wirkt.
Das gesamte Leitwerk ist in Ganzmetallbauweise hergestellt, mit Ausnahme der stoffbespannten Querruder und Querhilfsruder. Sämtliche Ruder sind am Boden mittels mitgeführter Vorrichtungen feststellbar.
d. Steuerwerk
Das Steuerwerk umfaßt die Höhen-, Seiten- und Quersteuerung, die Höhen-, Seiten- und Quertrimmung sowie das Antriebsgestänge der Landeklappen. Zur Betätigung der Höhen- und Quersteuerung ist vor dem Führersitz eine Steuersäule mit Steuerhorn angeordnet. Die Steuersäule besitzt einenSchwenkarm, welcher für den Bombenschützen nach rechts umgelegt werden kann.
Die Betätigung der Seitensteuerung erfolgt durch Pedale. Zur Entlastung des Flugzeugführers ist in die Seitensteuerung eineKurssteuerung eingebaut, durch die das Flugzeug automatisch auf einen beliebig eingestellten Kurs gehalten werden kann.
Die Verstellung der Höhen-, Seiten- und Quertrimmung zum Ausgleichen von Lastigkeiten erfolgt durch sinnfällige Betätigung von Handrädern, die neben dem Führersitz angeordnet sind.
Die von der Steuersäule und den Pedalen zu den Rudern des Leitwerkes führenden Übertragungsorgane sind in der Hauptsache Stoßstangen, für die Trimmorgane sind Seilzüge verwendet.
Die Landeklappen werden durch Drucköl betätigt. Die Anstellung ist je nach Schalterstellung auf Start oder Landung 15° oder 64°. Das Querruderantriebsgestänge ist mit dem Landeklappengestänge gekuppelt, wodurch die Querruder entsprechend mitangestellt werden.
e. Tragwerk
Das Tragwerk besteht aus einem Tragflächenmittelteil und den an diesem mittels Kugelanschlußbeschlägen befestigten Tragflächenaußenteilen, die mit 7° V-förmig zur Basis angestellt sind.
Das Tragflächenmittelteil und die Tragflächenaußenteile sind zweiholmig ausgeführt. Zwischen den Holmen sind Rippen als Querverbände eingebaut. Über dem Gerüst ist eine Glattblechbeplankung versenkt aufgenietet.
Der Umriß des Tragflächenmittelteiles ist rechteckig, während die beiden Tragflächenaußenteile Trapezform mit stark abgerundeten äußeren Ecken haben. Das Profil der Tragfläche ist normal gewölbt und angestellt.
Die Verbindung des Tragwerkes mit dem Rumpf erfolgt im Doppelspant 4 und 8 an den hierfür vorgesehenen Beschlägen mit den Holmen des Tragflächenmittelteiles. Das Tragflächenaußenteil ist durch zwei Anschlüsse des Vorder- und zwei Anschlüsse des Hinterholmes mit dem Mittelteil verbunden.
6. Triebwerk
a. Triebwerkgerüst
Das Triebwerkgerüst umfaßt die Motorträger mit den Stützstreben sowie das Zwischengerüst und die Triebwerkverkleidung. Je zwei Motorträger dienen zur Aufhängung eines Motors. Motorträger und Stützstreben sind durch Kugelverschraubungen und sechs Streben mit Bolzenverbindung an das Tragflächenmittelteil angeschlossen.
b. Triebwerkanlage
Die Triebwerkanlage ist mit z w e i J u m o – 211 F – F I u g m o t o r e n ausgerüstet, die links und rechts vom Rumpf an ihren Triebwerkgerüsten elastisch an die Tragfläche eingehängt sind. Außerdem besteht die Triebwerkanlage aus den beiden Luftschrauben, der Anlaß-, Zünd-, Ansaug-, Abgas-, Kraftstoff-, Schmierstoff-, Kühlstoff- und Bedienanlage mit dem Triebwerkgestänge.
aa. Flugmotor
Der Motor ist ein im Viertaktverfahren mit Einspritzung arbeitender flüssigkeitsgekühlter Zwölfzylinder-V-Motor, ausgerüstet mit Hochdrucklader, automatischer Druckregelung und automatischem Zweigangschaltgetriebe zur selbsttätigen Umschaltung des Laders vom Boden- auf Höhenlader und umgekehrt, sowie Arm-Reich-Schaltung und Schwungkraftanlasser.
Die Luftschraubenwelle hat gegenüber der Kurbelwelle eine Untersetzung von 1,833:1.
Der Motor ist mit Anschlußstellen versehen, u. a. für die Sogpumpe (Presser), den Generator und die Druckölpumpe. Die Leistungen eines Motors zeigt die Tabelle.
Eine ausführliche Beschreibung ist in dem Motorenhandbuch „Junkers Jumo 211 F/J“ enthalten. Näheres über Anlassen und Abbremsen siehe „Bedienungsvorschrift-Fl“.
bb. Luftschraube
Beide Luftschrauben haben rechtslaufenden Drehsinn. Sie sinddreiflügeligund werdenölhydraulisch vollautomatisch verstellt.
Eine ausführliche Beschreibung ist in dem Handbuch „VS 11 – Verstelluftschraube“ von Junkers enthalten.
Der Luftschraubendrehkreis beträgt 3,5 m im Durchmesser und liegt bei voll eingefedertem Fahrwerk und eingedrückten Luftreifen 91 mm über dem Boden.
cc. Triebwerkgestänge und Bedienanlage
Die Bedienhebel in der Kanzel sind durch das Triebwerkgestänge mit den Geräten am Motor verbunden. Die Übertragung erfolgt durchStoßstangen und Seilzüge. Bei der Umlenkung vom Rumpf zur Tragfläche kommen Duzgestänge zur Anwendung. An den Triebwerktrennstellen sind Schnelltrennkupplungen vorgesehen. Näheres siehe Abschnitt Ll. A. 5.
Sämtliche Bedienungshebel sind durch entsprechende Farbe und Bezeichnung näher gekennzeichnet.
dd. Anlaßanlage
Die Anlaßanlage umfaßt den am Motor angeflanschtenBosch- Schwungkraftanlassermit den dazugehörigen Bediengeräten und die Anlaß-Einspritzanlage, die das Anspringen der Motoren erleichtert.
Für den Winterbetrieb ist eine Azetylenanlaßanlage eingebaut.
Die Motoren können einzeln oder auch gemeinsam angelassen werden. Es geschieht elektrisch oder von Hand durch Aufziehen und Einkuppeln des Schwungkraftanlassers.
ee. Zündanlage
Die Zündstromversorgung erfolgt für jeden Motor durch zwei Einzelzündmagnete Bosch 12 CRS 193, die unabhängig voneinander arbeiten, ferner istjeder Zylinder mit zwei Zündkerzenversehen. Für den Winterbetrieb ist eine Trafo-Summer-Anlaßzündung vorgesehen. Weitere Angaben siehe Motor-Handbuch Jumo 211-F sowie in den Boschhandbüchern unter “Anlaßzündung für Flugmotoren”.
ff. Kühlstoffanlage
Zur Abführung der beim Betrieb des Motors erzeugten Wärmemengen wird Kühlstoff, eineMischung von Wasser, Glykol und Schutzölverwendet.
Die Kühlung ist einePreßwasserkühlung, die zwei Kreisläufe besitzt. Der Hauptkreislauf verläuft über die Kühlstoffpumpe, dem Motor, Kühler und zurück zur Kühlstoffpumpe, der Nebenkreislauf über eine Nebenstrompumpe. Letzterer sammelt die Luft- und Dampfmengen des Hauptstromes bei Überschreitung der Siedegrenze und sondert sie ab.
Zur Temperaturregelung ist der Kühlstoffkühler(Wasserkühler) mittels Drucköl nach unten aus- und einfahrbar. Eine Übersicht gibt die Abbildung.
c. Triebwerkbehälteranlage
Die Behälter der Triebwerkanlage setzen sich aus den Kraftstoff- und Schmierstoffbehältern zusammen. Sie sind in geschützter Ausführung untergebracht.
aa. Kraftstoffbehälteranlage
Bei H-11-Flugzeuge sind5 Behältereingebaut. Die H-14- und H-16-Flugzeuge sind ohne den Rumpfbehälter ausgerüstet, können aber auch auf den Behälterrüstsatz B 1 (d. h. mit allen 5 Behältern) umgerüstet werden.
Der Inhalt der Behälter ist folgender:
bb. Schmierstoffbehälteranlage
Zur Aufnahme des Schmierstoffes dienendrei Behälter. Zwei davon sind Entnahmebehälter, die unmittelbar vor den Kraftstoffentnahmebehältern untergebracht sind. Der dritte ist ein Vorratsbehälter und befindet sich unter dem Laufsteg im Lastenraum (bei-H-11 Flugzeugen unter der Liegekoje des Lastenraumes).
Der. Schmierstoff wird durch eine Umpumpanlage vom Vorratsbehälter in den linken bzw. rechten Entnahmebehälter befördert. Bei Ausfall eines Motors kann der Schmierstoff auch, wenn im Vorratsbehälter kein ÖI mehr vorhanden ist,zur Not aus dem Entnahmebehälter des ausgefallenen Motors in den Entnahmebehälter des laufenden Motors gepumpt werden.
Bei He 111 H-20 ist im Rüstfall mit eingebautem Vorratsbehälter nur ein Zupumpen vom Vorratsbehälter in den linken und rechten Entnahmebehälter möglich.
Zur Regelung der Schmierstofftemperatur ist je ein Kühler auf der Motoroberseite angeordnet. Jeder Kühler ist mitKühlerklappenversehen, dievon Hand über Gestänge verstellbarsind.
Die Messung der Schmierstofftemperatur erfolgt beim Ein- und Austritt zum und vom Motor und ist mittels Anzeigegeräte in der Kanzel ablesbar. Zum Ablassen des Schmierstoffes ist an der Unterseite eines jeden Entnahmebehälters ein Sum-Ablaßventil eingebaut.
Eine Kaltstartanlage verkürzt die langen Warmlaufzeiten der Motoren. Der Inhalt der beiden Entnahmebehälter sowie des Vorratsbehälters beträgtje 120 Ltr.
7. Ausrüstung
a. Triebwerküberwachungsgeräte
Von den Triebwerküberwachungsgeräten sind die Drehzahlmesser, der Doppelladedruckmesser, die Kraftstoffverbrauchsmesser, die Temperaturanzeiger für Kühlstoff- und für Schmierstoff, die Druckmesser für Kraft- und Schmierstoff in der Triebwerkgerätetafel (rechte Kanzelseite) untergebracht. An linker Seite des Kabelschachtes (Kanzeldecke), sind die Kraftstoffvorratsmesser angeordnet. Durch wahlweise Schaltung kann der Inhalt jedes einzelnen Behälters abgelesen werden.
Für die Entnahmebehälter sindWarnlampenvorgesehen,die bei einem Kraftstoffstand von weniger als 200 Ltr. aufleuchten.
b. Flugüberwachungs- und Navigationsgeräte
Folgende Flugüberwachungsgeräte sind eingebaut:
1 Fahrtmesser
1 Fein- und Grobhöhenmesser
1 Variometer mit Ausgleichsgefäß
1 Wendehorizont
1 Notwendezeiger
1 Grobhöhenmesser (nicht immer eingebaut)
1 Schauzeichen für die Staurohrheizung
1 Außen Lufttemperaturanzeiger
1 Landeklappenanzeiger
1 Borduhr
1 Staurohr
Zu den Navigationsgeräten zählen ein Patin-Fernkompaßanlage PFK 3, bestehend aus:
- 1 Führertochterkompaß (Führergerätetafel) mit Deviationstafel
1 Funkpeiltochter (rechte Kanzelwand) mit Deviationstafel
1 Mutterkompaß (im Rumpfende)
ferner:
1 Orterkompaß (unten vor dem Flugzeugführersitz) mit Deviationstafel
1 Elt. Höhenmesser FuNG 101 (Führergerätetafel)
1 Zielfluggerät (Führergerätetafel).
c. Kurssteuerung
Zur selbsttätigen Seitensteuerung dient eineSiemens LGW-Kurssteuerung K4ü. Sie besteht aus:
1 Fernkurskreisel (Führergerätetafel)
1 Kursmotor (vor der Führergerätetafel)
1 Rudermaschine (hinter Spant 8)
1 Kurszeiger (Führergerätetafel)
1 Schauzeichen (Führergerätetafel, nicht immer eingebaut)
2 Richtungsgeber (am Steuerhorn und im Zielschacht) und anderen Bediengeräten.
Mit der Kurssteuerung können sowohl durch den Flugzeugführer als auch durch den liegenden Bombenschützen Kursänderungen und Zielanflüge vorgenommen werden.
In H-14-Flugzeugen sind vereinzelt Y-Anlagen eingebaut. Diese dient zum Bombenblindabwurf und besteht aus dem Y-Gerät, einem Schalter und einer Lampe. Die Geräte sind über der Führergerätetafel angeordnet.
d. Höhenatmeranlage
Zur Durchführung von Flügen über 4000 mist das Flugzeug mit einer Höhenatmeranlage ausgerüstet. Diese Anlage besitzt sechs Höhenatmer mit Druckmesser, die in unmittelbarer Nähe eines jeden Besatzungsmitgliedes angeordnet sind.
Zur Aufnahme des Sauerstoffes dienen30 Sauerstofflaschen, die in Batterien aufgeteilt und mit Absperrorganen und Rückschlagventilen versehen sind.An neueren Flugzeugen sind Kugelflaschen eingebaut, ebenso ist die Ausführung der Höhenatmer und die Gesamtanordnung eine andere.
Die Reichweite der Anlage beträgt bei einer fünfköpfigen Besatzung etwa 6 Atemstunden. Zur Füllung der Anlage dient ein Außenbordanschluss.
e. Heizungsanlage
Zur Beheizung der Kanzel und des Funkerschützenraumes ist eine Warmluftheizanlage vorhanden.
Durch die Auspuffgase wird Frischluft erwärmt und durch Rohrleitungen in die zu erwärmenden Räume geführt. Die Regulierung der Heizung erfolgt von der Kanzel und vom Funkerschützenraum aus.
f. Verständigungsgeräte
Neben der Bordfunk- und Eigenverständigungsanlage wird als Verständigungsgerät eine Leuchtpistole und ein Leuchtpatronenkasten mit 24 Patronen an der rechten Kanzelseite mitgeführt.
g. Rettungs- und Sicherheitsgeräte sowie Zerstöreinrichtung
Zur Rettung und Sicherheit der Besatzung sind entsprechende Geräte bzw. dafür vorgesehene Halterungen in der Kanzel, im Lastenraum und im Funkerschützenraum eingebaut.
Zu diesen Geräten zählen:
Sanitätspack, Sanitätstasche, Fallschirme, Schulter- und Bauchgurte, Notproviant, Rückblickspiegel, Thermosflaschen sowie Rettungsschlauchboot mit Zubehör.
Letzteres ist ebenso wie die Besatzung durch Panzerung gegen Beschuß geschützt untergebracht. Die Panzerungen selbst sind so abgestützt, daß dieselben – zur Sicherheit der Besatzung – bei Bruchlandungen nicht herausbrechen.
Zur Sicherung gegen Ballonsperren sind Rumpf- und Tragflächennase bei allen H-11-, H-14- und bei einer Anzahl H-16-Flugzeugen mit einemSchneidenprofilversehen.
Für die bei Feindnähe gewollte Zerstörung des Flugzeuges ist eine geballte Ladung im Laufgang des Lastenraumes eingebaut.
h. Liegekoje
In allen H-11-Flugzeugen ist im Lastenraum rechts eine Liegekoje und ein darunter stehenderToiletteneimerangeordnet.
i. Gerät und Sonderwerkzeug
Zur Ausrüstung des Flugzeuges gehört ein Satz „Gerät und Sonderwerkzeug 1. Ordnung“.Er besteht aus:
1 Werkzeugtasche(im Lastenraum, Spant 8 links, ständig mitgeführt) mit Reifendruckprüfgeräten und Werkzeugen für Zelle und Triebwerk.
1 Bordsack(Platz und Mitnahme unbestimmt) mit verschiedenen Geräten wie: Abdeckplane, Ruderfeststellvorrichtungen, Verankerungsgeräten, Fettpresse usw. Bei Tropenflugzeugen tritt an Stelle des Bordsackes die Sonderausrüstung (Tp).
Zur Ausrüstung einer Staffel (normal: 12 Flugzeuge) gehört als Bodengerät ein Satz „Gerät und Sonderwerkzeug II. Ordnung“.Er besteht aus:
1 Werkzeugkiste, enthaltend Werkzeuge und Geräte für Wartung, Ab- und Anbau der Zelle und des Triebwerkes sowie aus losen Werkzeugteilen.
Als „Zusätzliches Gerät und Sonderwerkzeug“ für Werften, E-Häfen usw. ist vorgesehen:
1 Gerätekiste mit einem Prüfsatz für das Steuerwerk
1 Satz Heißgeräte.
j. Druckölanlage:
Eine im Flugzeug eingebaute Druckölanlage dient
1) zum Ein- und Ausfahren des Fahrwerkes
2) zum Ein- und Ausfahren der Wasserkühler
3) zum Anstellen der Landeklappen.
Die Druckölanlage wirddurch eine am rechten Flugmotor angeflanschte Pumpe betrieben.
Die Schaltung der Anlage ist derart, daß immer nur eine Betätigung ausgeführt werden kann: Es ist z. B.nicht möglich, Fahrwerk und Landeklappen gleichzeitig zu betätigen.
Die Bedienung der Druckölanlage erfolgt durch den Flugzeugführer mittels Schalter, die links und rechts vom Flugzeugführersitz angebracht sind.
Bei Stillstand des rechten Flugmotors oder Ausfall der Motorpumpe kann die Druckölanlage mit einer Handpumpe, rechts neben dem Flugzeugführersitz, betrieben werden.
Der Vorratsbehälter der Druckölanlage ist im Lastenraum links auf dem Holmkasten angeordnet. Zum Prüfen und Betätigen der Anlage am Boden sind Außenbordanschlüsse für Saug-.und Druckleitung unter der Kanzel am Spant 3a vorhanden.
k. Elektrisches Bordnetz
Es wird vonzwei Gleichstromgeneratoren mit je 2000 Watt Leistung und 24 VoltNennspannung gespeist. Dieselben werden unmittelbar von den beiden Flugmotoren angetrieben.
Als Stromsammler dienen zwei kippsichere Varta-Bleisammler von je 12 Volt mit 30A/h, 10-stündig.
Alle wichtigen Stromabzweigungen, Selbstschalter und Sicherungen sind in der Hauptverteilertafel am Spant 4 in der Kanzel untergebracht. Die einzelnen Anlagen, wie Stromversorgung und Verteilung, Anlaß- und Zündanlage, Beleuchtung usw., sind durch genormte Kennbuchstaben gekennzeichnet. Alle verwendeten Leitungen sind Luftfahrtleitungen, die zweipolig (Plusleitung rot, Minusleitung schwarz) verlegt sind. Die Leitungen sind zur Funkentstörung entweder in metallischen Schächten verlegt oder mit Funkschutzschlauch überzoge.
Zum Verfolgen der Stromwege beim Suchen von Störungen dienen Stromlaufpläne und Übersichtszeichnungen, die für jede einzelne Anlage angefertigt sind.
l. Bordfunkanlage